Donnerstag, 19. Januar 2017

Sicherheit

Die wahrscheinlich mit Abstand am häufigsten gestellte Frage zu Kolumbien: wie steht es um die Sicherheit?

Die Antwort ist einfach: wenn man die üblichen Grundregeln des Reisen beherzigt,  kann man in Kolumbien sehr gut und problemlos als Tourist unterwegs sein und es ist nicht gefährlicher als nach New York oder Neapel zu fahren. Das heißt konkret, sich nicht auffällig mit Schmuck behängen, in (bekanntermaßen) gefährlichen Stadtvierteln unterwegs sein oder in Gegenden von Kolumbien fahren, die auch die Kolumbianer meiden. Ich selbst war jetzt schon über zehn Mal vor Ort und bin zum Glück weder jemals bedroht worden noch sonst irgendwie in eine unangenehme oder gefährliche Situation geraten. 
Insgesamt hat sich die Sicherheitslage in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren tatsächlich sehr verbessert. Erste Anzeichen im Außen waren, dass die Lufthansa wieder Direktflüge nach Bogotá aufnahm, dann tauchte Kolumbien in immer mehr Reisekatalogen deutscher Anbieter auf, es gab plötzlich Reiseführer zu kaufen und in Medellín sprießen mittlerweile Hostels aus dem Boden und es ist erfreulich, dort plötzlich viele junge Rucksackreisende aus aller Welt zu sehen. Zum Vergleich: als ich vor gut 10 Jahren in Medellín am Flughafen ankam, wurde ich noch ziemlich bestaunt, weil so selten Ausländer ankamen und ich aufgrund meiner Körpergröße, Haut-, Augen- und Haarfarbe einfach sehr auffiel. Mein Lonely Planet von 2003 umfasste noch knapp 272 Seiten und es war schwierig genug, einen Führer zu finden. Der aktuelle Lonely Planet umfasst um die 484 Seiten.

Auch in den deutschen und auch internationalen Tageszeitungen finden sich immer mehr und endlich auch mal positive Berichte über Kolumbien. Umso ärgerlicher ist, dass bei vielen noch das alte Image im Kopf verhaftet ist, speziell was Medellín angeht. Pablo Escobar!, wird meist sofort angesprochen und auch sonst sind die Themen Drogen, Gewalt und Entführungen noch sehr in den Köpfen verhaftet, leider. Zur Einordnung: Pablo Escobar wurde schon 1993 erschossen, die Zeiten des Medellín-Kartells sind ebenso lange vorbei und auch ansonsten hat sich sehr viel zum Positiven verändert, so dass es für die Kolumbianer ungefähr so angenehm ist, wenn man direkt über diese Themen spricht, als wenn man bei uns Deutschen das Gespräch mit Hitler und dem 3. Reich eröffnet... 

Natürlich ist das Land noch weit davon entfernt, die inneren Konflikte gelöst und das Drogenproblem in den Griff bekommen zu haben. Aber davon bekommt man als Reisender in der Regel wenig bis nichts mit. Am ehesten wird man daran erinnert, wenn man immer mal wieder bewaffnete Soldaten sieht, z.B. am Flughafen, an Brücken, Tunnels oder anderen strategisch wichtigen Punkten, weil es für uns einfach ein ungewohntes Bild ist.

Ich habe vor ein paar Tagen mit der Tochter eines Bekannten telefoniert, die 2014 alleine 6 Wochen lang kreuz und quer durch Kolumbien gereist ist und das ausschließlich mit Bus und die mir sagte, es sei völlig unproblematisch gewesen. 

Wer zu dem sehr schwierigen Thema Friedensabkommen, dem Nein der Bevölkerung in der Volksabstimmung und dem Friedensnobelpreis nachlesen will, dem kann ich diesen Link empfehlen, ein Artikel aus der Tiroler Tageszeitung -   eine der beiden Autoren, Josefína Echavarria, ist gefragte Expertin für das Thema, Senior Lecturer for Peace and Conflict Studies an der Universität Innsbruck und außerdem eine der besten Freundinnen meiner Schwägerin :-)


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